„Uganda??? Ist das dein Ernst?? Kann man da auch Urlaub machen?“
Das waren die üblichen Reaktionen, als wir vor einigen Monaten nach unserem diesjährigen Reiseziel gefragt wurden. Und meist wurde das noch mit einem verständnislosen Kopfschütteln begleitet. Aber ja: Man kann tatsächlich Urlaub dort machen. Und nein: Idi Amin ist Vergangenheit, auch Ebola ist überstanden und die Flugzeugentführung in Entebbe ist schon lange her. Aber diese negativ behafteten Themen sind immer noch in den Köpfen vieler Leute und Uganda, welches einst von Winston Churchill auch als die „Perle Afrikas“ bezeichnet wurde, wird üblicherweise nicht in Verbindung mit einem typischen Urlaubsland gebracht.
Doch eins nach dem anderen.
Wie kamen wir nur auf diese verrückte Idee?
Auf Netflix gibt es eine Serie „Bildschöne Welt“, in der immer wieder von außergewöhnlichen Projekten ausgewählter Profifotografen berichtet wird. Eine Folge habe ich mir mehrfach angesehen, weil ich sie als bekennender „Affen-Freund“ besonders faszinierend fand: Der Fotograf Art Wolfe war mit seiner Kamera unterwegs zu den letzten noch lebenden Berggorillas in den Wäldern von Uganda. Wow. Kann man denn auch als Normalsterblicher ein solches Abenteuer organisieren? Geht das? Nach ein paar Stunden Googeln habe ich einen Ansatz gefunden und konnte sofort auch meine liebe Frau für dieses gemeinsame Reiseziel begeistern. Dafür bin ich ihr immer noch dankbar ☺
Mit Erisa, einem deutschsprachigen Guide waren wir dann dort eine Woche lang unterwegs. In seinem kleinen, aber sehr geländegängigen Minibus zeigte er uns auf einer insgesamt 1000km langen Rundreise sein Land.
Angekommen in Uganda!
Als Fotograf wirkte alleine die Fahrt für mich wie ein unheimlich spannender Kinofilm, der schier endlos am Fenster meiner Toyota-Rücksitzbank vorbeizog. Wir kamen durch unzählige Dörfer, die oft nur aus einfachsten Hütten bestanden. Das Leben spielt sich fast ausschließlich auf der Straße ab. Immer wieder werden wir im Vorbeifahren winkend und lachend von Einheimischen begrüßt. Wenn die farbenfroh gekleideten Menschen dabei ihren Mund zum Lachen öffnen, blitzen die weißen Zähne wie funkelnde Sterne aus den schwarzen, fröhlichen Gesichtern. Bauern preisen ihr buntes Gemüse fein ordentlich gestapelt am Wegesrand an. Metzger bieten mückenumschwärmte Tierhälften in ihren offenen Verschlägen aus Wellblechplatten zum Verkauf. Schreiner bauen Betten und Schränke vor ihren Hütten. Schneider sitzen auf der Straße an ihrer „SINGER“ Maschine und fertigen aus leuchtend bunten Stoffen neue Kleidung. Kinder treiben alte Fahrradreifen im Spiel über die staubigen Felder. In bunte Tücher gewandte Frauen tragen auf ihrem Kopf in gelben Kunststoffkanistern das Trinkwasser aus weit entfernten Brunnen nach Hause. Fließend Wasser: Fehlanzeige hier. Die Menschen sind arm. Aber nicht arm an Lebensfreude. So ist zumindest mein Eindruck, der durch einige sehr nette Gespräche mit den Einheimischen untermauert wurde.
Nach einem solchen Tag ist der Kopf so voller Eindrücke. Abends finde ich kaum Ruhe und schlafe in meiner Lodge erst spät in der Nacht ein, begleitet von der Musik von mir unbekannten Tiergeräuschen. Auch der Sensor meiner Kamera hatte Zeit sich wieder abzukühlen.
Nach einigen abwechslungsreichen Tagen, die unter anderem auch Ausflüge in Nationalparks und Bootssafaris boten, stand dann das Highlight unserer Tour bevor:
Der Besuch bei den Berggorillas.
Nach einer kurzen Fahrt ins Basecamp des Bwindi Nationalparks, wurden wir dort in einem Briefing auf den bevorstehenden Besuch vorbereitet. Wir bekamen Verhaltensregeln erklärt und unser Proviant und die Getränkevorräte wurden von den Rangern gecheckt. Schließlich stand uns eine mehrstündige Suche nach den Tieren bevor. Pro Tag ist nur eine Gruppe erlaubt, die aus maximal 8 Personen bestehen kann. Und der Aufenthalt bei den Gorillas darf nicht länger als 1 Stunde sein. So sind die strengen Regeln. Und ganz wichtig: Der Abstand. Niemals näher als 7 Meter an die Tiere herangehen. Das wurde uns an einer Plastikaffenatrappe und einer auf dem Boden angebrachten Markierung deutlich eingetrichtert. Nie näher als 7 Meter. Ganz wichtig!
Unsere Gruppe bestand dann nur aus 4 Leuten. Begleitet von zwei mit Kalaschnikow bewaffneten Rangern und unserer Tourführerin Sarah, machten wir uns auf den Weg. Sarah machte uns mit ihrem Buschmesser den Weg quer durch das unwegsame Gelände frei. Gorillas haben keine festen Lager. Jeden Tag ziehen Sie in den Wäldern weiter und müssen daher stets aufs Neue entdeckt werden. Sogenannte „Tracker“ waren an dem Tag schon lange vor uns auf dem Weg und versuchten, die Tiere für uns zu finden. Nach über zwei Stunden war es dann soweit. Unvermittelt stoppte Sarah.
Es war ganz leise. In der Nähe raschelte es. Bäume schwankten etwas mehr, als dies vom Wind hätte sein können.
„Please be ready. Turn on your cameras. You will see them very soon. Enjoy it!“
Und dann war da der letzte Zweig, den Sahra vor uns weggeschlagen hat und uns somit den Blick auf eine große Gorilla-Familie freigegeben hatte. Eine Affenmama hockte zusammengekauert am Boden und säugte ihr Baby.
Das war das erste was wir wahrgenommen hatten. Sie hob den Blick, nahm uns kurz zur Kenntnis und ließ sich dann aber nicht weiter stören. Geduldig und fast gleichgültig haben sich zwei Silberrücken im Bild dazugesellt. Friedlich und ganz ruhig gingen sie weiter ihrer Tagesbeschäftigung nach: Fressen von Stängeln, Blättern und kleinen Ästen. Nicht im geringsten ließen sie sich von uns ablenken. Es blieb Zeit sie aus allernächster Nähe zu fotografieren. Dieser langersehnte Moment bereitete mir eine unvergessliche Gänsehaut.
Leider waren im dichten Wald die Lichtverhältnisse alles andere als optimal und wieder war ich froh, zuvor in eine vernünftige Kameraausrüstung investiert zu haben.
Nach einiger Zeit erhoben sich die Silberrücken und beschlossen, ihr Lager zu wechseln. Doch wir waren ihnen dabei direkt im Weg! Sie kamen direkt auf uns zu. Hallo? Was ist bitte mit den 7 Metern?? Mit einem respektverschaffenden Brummen ist die 17 köpfige Familie unmittelbar an uns vorübergezogen. Zum Greifen nah!!! Wir traten zwei Schritte zurück um ihnen den nötigen Platz zu verschaffen.
Nur noch ein paar wenige Minuten verblieben uns, um die Tiere an ihrer neu gewählten Stelle zu beobachten und dann war sie auch schon vorüber: Die wohl kürzeste Stunde meines Lebens.
Ein unvergesslicher Tag ging nach dieser Tour zu Ende. Ein Traum, der in Erfüllung ging. Gut 400 Exemplare dieser Tiergattung leben derzeit in den Wäldern Ugandas. Und wir haben diese imposanten und mächtigen Tiere aus unmittelbarer Nähe erleben können.
Von der Reise brachte ich 3000 Bilder mit nach Hause. Einigen davon habe ich auf meiner Facebookseite ein eigenes Album gewidmet. Wer mag, darf dort gerne mal vorbeischauen und auch kommentieren. Wer nun selbst auf den Geschmack gekommen ist, darf mich für Tipps und Empfehlungen gerne kontaktieren.
Entweder per eMail oder direkt auf einen der nächsten Events hier bei Fotos und Geschwätz.
Sprecht mich doch einfach an 😉
Euer Ralf